Sexuelle Funktionsstörungen bei Diabetes
Welche Verbindung besteht zwischen Diabetes und sexuellen Funktionsstörungen?
Sexuelle Funktionsstörungen sind eine häufige Begleiterscheinung bei Menschen mit Diabetes. Bei Männern treten sie vor allem in Form von Erektionsstörungen (ED) auf, während Frauen mit Diabetes häufig von unterschiedlichen sexuellen Beeinträchtigungen betroffen sind. Die Ursachen hierfür liegen in diabetesbedingten Nervenschäden, Durchblutungsstörungen und hormonellen Veränderungen, die die Sexualfunktion negativ beeinflussen können. Etwa die Hälfte der Männer mit Diabetes ist von Erektionsproblemen betroffen, während bei Frauen bis zu 70 Prozent von verschiedenen sexuellen Funktionsstörungen betroffen sind.1 In diesem Artikel erfahren Sie mehr über den Zusammenhang zwischen Diabetes und sexuellen Funktionsstörungen sowie über mögliche Behandlungsmethoden.
Was sind sexuelle Funktionsstörungen?
Die Ursachen für sexuelle Funktionsstörungen sind häufig körperlicher Natur, können jedoch auch psychische Faktoren umfassen. Eine genaue Diagnose sollte daher mit einer Fachkraft besprochen werden.
Bei Männern sind gelegentliche Erektionsprobleme völlig normal. Wenn jedoch langfristig keine Erektion möglich ist, die Erektion nur kurz anhält und nicht für den Geschlechtsverkehr ausreicht, oder sie nur selten und unzuverlässig auftritt, spricht man von einer erektilen Dysfunktion (ED).2 Rund die Hälfte der Männer mit Diabetes ist von ED betroffen. Zusätzlich können auch Orgasmus- und Ejakulationsstörungen auftreten. Es wird dabei zwischen primärer ED, bei der der Mann nie eine Erektion erreichen konnte, und sekundärer ED, bei der die Fähigkeit, Erektionen zu bekommen, im Laufe der Zeit verloren ging, unterschieden.3
Auch Frauen mit Diabetes leiden häufig unter sexuellen Funktionsstörungen. Sie äußern sich beispielsweise in einer verminderten Libido, Schwierigkeiten bei der Erregung oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Eine schlecht kontrollierte Diabetes-Erkrankung kann Nerven und Blutgefäße schädigen, was häufig zu einer verringerten natürlichen Lubrikation führt.1,3
Wie Diabetes zu sexuellen Funktionsstörungen führt
Diabetes, insbesondere Typ-2-Diabetes, erhöht das Risiko für sexuelle Funktionsstörungen bei Männern und Frauen. Dafür gibt es verschiedene Gründe:
Nervenschäden (Neuropathie) können den Blutfluss zu den Geschlechtsorganen und die Signalübertragung vom Gehirn beeinträchtigen. Dies führt bei Männern oft zu Erektionsstörungen und bei Frauen zu Problemen bei der Erregung oder dem Orgasmus.
Gefäßschäden schränken die Blutversorgung der Geschlechtsorgane ein, was bei Männern Erektionsprobleme verursacht und bei Frauen zu vaginaler Trockenheit und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen kann.
Hormonelle Veränderungen beeinflussen den Testosteronspiegel bei Männern, was zu verminderter Libido und Erektionsstörungen führt, während bei Frauen hormonelle Schwankungen ebenfalls die sexuelle Lust beeinträchtigen können.2
Risikofaktoren
Zu den Risikofaktoren für eine sexuelle Funktionsstörung bei Menschen mit Diabetes gehören:
- Schlechte Blutzuckerkontrolle: Dies kann die Schädigung von Nerven und Blutgefäßen verstärken.
- Rauchen: Rauchen kann die Blutgefäße weiter verengen und Erektionsprobleme bei Diabetes Erkrankten verstärken.
- Alkohol: Übermäßiger Alkoholkonsum kann ebenfalls zu sexuellen Funktionsstörungen führen.
- Dauer des Diabetes: Je länger der Diabetes besteht, desto höher ist das Risiko einer Sexualfunktionsstörung.3
Diagnose einer erektilen Dysfunktion bei Männern:
Männer können eine urologische Praxis aufsuchen. Die Diagnose einer erektilen Dysfunktion beginnt oft damit, dass der Patient einem Arzt bzw. einer Ärztin seine Symptome schildert. Von da an kann die Diagnose mehrere Schritte umfassen:
Laboruntersuchungen:
- Messung des Testosteronspiegels und weiterer Hormone bei Bedarf.
- Bluttests zur Identifizierung möglicher Vorerkrankungen wie Diabetes oder Schilddrüsenerkrankungen.
Körperliche Untersuchung:
- Erstellung eines Behandlungsplans basierend auf den Untersuchungsergebnissen und der medizinischen Vorgeschichte.
Erektionsstimulierende Tests:
- Injektion von Medikamenten in den Penis zur Untersuchung der Erektion.
- Ultraschall zur Bewertung des Blutflusses im Penis.
Überwachungsgeräte:
In seltenen Fällen Einsatz eines Geräts zur Aufzeichnung von nächtlichen Erektionen.2,3
Diagnose einer sexuellen Funktionsstörung bei Frauen:
Betroffene Frauen können eine gynäkologische oder eine urologische Praxis aufsuchen. Dort wird eine sexuelle Funktionsstörung häufig durch eine umfassende Anamnese und spezifische Untersuchungen diagnostiziert. Zunächst werden Symptome wie Libidoverlust, vaginale Trockenheit, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder Schwierigkeiten beim Orgasmus erfragt. Dabei werden auch der allgemeine Gesundheitszustand, die Blutzuckereinstellung sowie mögliche Begleiterkrankungen berücksichtigt.
Zusätzlich können körperliche Untersuchungen durchgeführt werden, um Anzeichen von Hormonstörungen oder anderen körperlichen Ursachen auszuschließen. In manchen Fällen werden auch psychologische Faktoren wie Stress, Angst oder Depressionen besprochen, die eine Rolle spielen können.4
Sexualfunktionsstörungen vorbeugen
Um sexuellen Funktionsstörungen vorzubeugen, ist es wichtig, die Risikofaktoren für Diabetes einzuschränken und die Krankheit wirksam zu behandeln, wenn sie bereits festgestellt wurde. Wichtige Maßnahmen sind dabei:
Normnahe Blutzuckereinstellung: Eine gute Blutzuckerkontrolle ist entscheidend, um sexuellen Funktionsstörungen bei Diabetes vorzubeugen oder deren Symptome zu verringern.
Blutdruck und Blutfettwerte: Achten Sie auf einen gesunden Blutdruck und normale Blutfettwerte. Regelmäßige Besuche bei Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin können helfen, Diabetes in den Griff zu bekommen.
Anpassung des Lebensstils: Gewichtskontrolle und regelmäßige Bewegung fördern die sexuelle Gesundheit. Gewichtsabnahme kann bei einigen Menschen die sexuelle Funktionsstörung verbessern oder sogar beheben.
Mediterrane Ernährung: Eine Ernährung, die reich an frischem Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukten und Eiweiß ist, kann die erektile Funktion bei Männern langfristig verbessern. Auch bei Frauen mit sexuellen Funktionsstörungen und Metabolischem Syndrom zeigten sich Verbesserungen durch eine mediterrane Diät.3
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung der sexuellen Funktionsstörung bei Menschen mit Diabetes kann Folgendes umfassen:
Änderungen des Lebensstils: Eine wirksame Behandlung von Diabetes durch Ernährung und Bewegung kann sowohl die Blutzuckerkontrolle als auch die Symptome der sexuellen Funktionsstörung verbessern.
Medikamente: Medikamente, die als PDE-5-Hemmer bekannt sind, wie z.B. Viagra, werden häufig verschrieben, um bei Männern das Erreichen und Aufrechterhalten einer Erektion zu unterstützen.
Hormonstatusüberprüfung: Bei Männern sowie bei Frauen kann eine Überprüfung der Hormone häufig Aufschluss geben, was die Ursachen der Dysfunktionen sind und wie sie behandelt werden können.
Hilfsmittel: Bei Frauen können häufig bereits einfache Mittel wie Gleitgele oder hormonell lokal wirksame Cremes mit dem Wirkstoff Estriol die Symptome verbessern.
Psychologische Beratung: Da psychische Probleme häufig mit Diabetes und Sexualfunktionsstörungen verbunden sind, wird eine Beratung empfohlen.
Penisimplantate oder Injektionen: Wenn andere Behandlungen, einschließlich Medikamente, nicht wirksam sind, können bei Männern direktere Optionen wie Injektionen oder chirurgisch implantierte Geräte in Betracht gezogen werden.1
Fazit
Sexuelle Funktionsstörungen sind eine häufige und belastende Folgeerkrankung von Diabetes, die sowohl Männer als auch Frauen betreffen kann. Während bei Männern vor allem Erektionsstörungen im Vordergrund stehen, kämpfen Frauen häufig mit Problemen wie verminderter Libido und vaginaler Trockenheit. Diabetes führt zu einer Verstärkung der Hauptursachen sexueller Funktionsstörungen, wie Nervenschäden, Durchblutungsstörungen und hormonellen Veränderungen. Eine frühzeitige Diagnose, eine gute Blutzuckerkontrolle sowie gezielte Behandlungsansätze, von medikamentösen Therapien bis zu Lebensstiländerungen, können helfen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.
Quellen:
1 Diabetes.de (2020). “Sexuelle Funktionsstörungen bei Diabetes mellitus betreffen viele Männer und Frauen”. Verfügbar unter: https://www.diabetesde.org/pressemitteilung/sexuelle-funktionsstoerungen-diabetes-mellitus-betreffen-viele-maenner-frauen
2 Hirsch, I. (2022). “Erektionsstörung (erektile Dysfunktion, ED)”. MSD Manual. Verfügbar unter: https://www.msdmanuals.com/de/heim/gesundheitsprobleme-von-m%C3%A4nnern/sexualfunktion-und-sexuelle-funktionsst%C3%B6rungen-bei-m%C3%A4nnern/erektionsst%C3%B6rung-erektile-dysfunktion-ed
3 Bönhof, G. (2023). “Diabetes und sexuelle Funktionsstörungen”. DiabInfo – das Informationsportal. Verfügbar unter: https://www.diabinfo.de/leben/folgeerkrankungen/sexuelle-funktionsstoerungen.html#:~:text=Neue%20Erkenntnisse%20deuten%20darauf%20hin,oder%20indirekt%20zu%20Erektionsst%C3%B6rungen%20beitragen
4 Arand, M. (2020) “Lets talk about sex!”. Deutsche Diabetes Gesellschaft. Verfügbar unter: https://www.ddg.info/pressebereich/ddg-10/2020/lets-talk-about-sex