Schwangerschaftsdiabetes
Was ist Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes)?
Schwangerschaftsdiabetes, auch Gestationsdiabetes genannt, ist eine Erkrankung, die während der Schwangerschaft auftritt, wenn der Blutzuckerspiegel über den Normalwert steigt. Diese Form von Diabetes tritt meist im zweiten oder dritten Trimester ein. Gestationsdiabetes wird ausgelöst, wenn der Körper nicht genügend Insulin – ein Hormon, das den Blutzuckerspiegel reguliert – produzieren kann, um den zusätzlichen Bedarf während der Schwangerschaft zu decken.1
Die Art und Weise, wie die Zellen Zucker (Glukose) verwenden, wird dabei beeinträchtigt, und kann zu einem hohen Blutzuckerspiegel führen. Dieser kann während der Schwangerschaft die Gesundheit der Mutter sowie des Babys gefährden. Der folgende Artikel gibt einen Überblick über die Entwicklung, Diagnose, Behandlung und Prävention dieser Diabetesform.
So entwickelt sich Schwangerschaftsdiabetes
Während der Schwangerschaft durchläuft der Körper viele hormonelle Veränderungen. Ab der 20. Woche werden vermehrt Hormone ausgeschüttet, die den Blutzuckerspiegel erhöhen, um das Wachstum des Babys zu unterstützen.
Insulin wird dabei von der Bauchspeicheldrüse freigesetzt, um Zucker aus dem Blut in die Zellen zu transportieren und den Blutzuckerspiegel zu senken. Die hormonellen Veränderungen führen jedoch zu einer verminderten Insulinwirkung, was als physiologische Insulinresistenz bezeichnet wird. Dabei kann der Körper nicht genug zusätzliches Insulin produzieren, um diese Resistenz auszugleichen. Die Plazenta produziert ebenfalls Hormone, die den Blutzucker ansteigen lassen. Ein leichter Anstieg des Blutzuckers nach den Mahlzeiten ist normal, doch wenn dieser dauerhaft hoch bleibt, kann sich ein Gestationsdiabetes entwickeln.2,3
Symptome von Schwangerschaftsdiabetes
Bei den meisten Frauen treten keine erkennbaren Symptome auf. Schwangerschaftsdiabetes wird überwiegend durch einen oralen Glukosetoleranztest (OGTT) zwischen der 24. und 28. Woche festgestellt wird. Diese Routineuntersuchung wird bei Schwangeren durchgeführt, auch wenn keine Symptome vorliegen. Bei manchen Frauen kann es jedoch zu folgenden Auffälligkeiten kommen:
- Sehr starke Gewichtszunahme der Mutter oder übermäßige Gewichts- und Größenzunahme des Fötus
- Ungewöhnlicher Durst
- Häufiges Wasserlassen
- Ermüdung
- Brechreiz
- Häufige Scheiden- und Nierenentzündungen sowie Harnwegsinfekte4
Diese Symptome treten jedoch auch häufig bei gesunden Schwangeren auf und sind daher kein verlässliches Merkmal für die Erkrankung.
Auswirkungen von Schwangerschaftsdiabetes auf Mutter und Kind
Diese Form des Diabetes kann sowohl für das Kind als auch für die Mutter kurzfristige und langfristige Folgen haben. Für die Mutter besteht ein erhöhtes Risiko für Harnwegs- oder Vaginalinfektionen sowie für vorzeitige Wehen, welche die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt steigern. Auch wenn sich der Schwangerschaftsdiabetes häufig nach der Geburt normalisiert, bleiben langfristige gesundheitliche Risiken bestehen. Dazu gehört insbesondere die erhöhte Wahrscheinlichkeit, in den folgenden Jahren an Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Typ-2-Diabetes zu erkranken.
Beim Kind kann es zu Geburtskomplikationen und Anpassungsschwierigkeiten nach der Geburt kommen. Langfristig besteht ein erhöhtes Risiko, ein Übergewicht zu entwickeln und dadurch anfälliger für das metabolische Syndrom oder Typ-2-Diabetes zu werden. Dabei spielen das Gewicht der Mutter vor, während und nach der Schwangerschaft eine wichtige Rolle.3
Diagnose von Schwangerschaftsdiabetes
Bei Gestationsdiabetes wird in der Regel durch ein pränatales Screening diagnostiziert. Das Screening umfasst typischerweise zwei Tests:
- Glukose-Challenge-Test (Vortest): Dies ist ein vorläufiger Screening-Test, der zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche durchgeführt wird. Die Schwangere trinkt eine 50-g-Glukoselösung und eine Stunde später erfolgt eine Blutuntersuchung zur Messung des Blutzuckerspiegels.
- Glukosetoleranztest (Diagnosetest): Wenn der Blutzuckerwert beim Glukose-Challenge-Test auffällig hoch ist, wird zusätzlich ein oraler Glukosetoleranztest (oGTT) durchgeführt. Die Schwangere muss hierfür über Nacht fasten, dann ihren Blutzuckerspiegel messen lassen, anschließend eine weitere 75-g-Glukoselösung trinken und dann drei Stunden lang stündlich ihren Blutzucker kontrollieren lassen. Wird dabei ein bestimmter Wert überschritten, wird ein Schwangerschaftsdiabetes diagnostiziert. Obwohl der 50-g-Test in den Mutterschaftsrichtlinien vorgeschrieben ist, wird er von Fachgesellschaften nicht empfohlen, weil es keine ausreichenden Belege für seine Genauigkeit gibt. Einige Schwangere fordern stattdessen direkt den 75-g-Test, der international anerkannt ist. Dieser muss aber, wenn nicht offiziell vorgeschrieben, von den Schwangeren selbst bezahlt werden.3
Wie wird Schwangerschaftsdiabetes behandelt?
Die Behandlung von Gestationsdiabetes konzentriert sich darauf, den Blutzuckerspiegel innerhalb eines Zielbereichs zu halten. Zu den Maßnahmen gehören:
- Ernährungsumstellung: Es sollte auf eine ausgewogene Ernährung geachtet werden, bei der die Kohlenhydrataufnahme gleichmäßig über den Tag verteilt wird. Der Konsum von zuckerhaltigen und fettreichen Lebensmitteln sollte reduziert werden.
- Allgemeinmaßnahmen: Schulungen und Aufklärung können Betroffenen dabei helfen, besser mit der Krankheit umzugehen und diese erfolgreich zu behandeln.
- Sport: Regelmäßige körperliche Aktivität kann helfen, den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Schon ein täglicher Spaziergang für etwa 30 Minuten kann bereits einen Unterschied machen.
- Überwachung des Blutzuckers: Blutzuckerselbstmessungen sind unerlässlich, um sicherzustellen, dass er in einem sicheren Bereich bleibt.
- Insulintherapie: Manche Frauen benötigen Insulininjektionen, um ihren Schwangerschaftsdiabetes effektiv zu behandeln. Die Insulintherapie kommt oft dann zum Einsatz, wenn Ernährung und Bewegung nicht ausreichen, um den Blutzucker zu kontrollieren.
Der Schwangerschaftsdiabetes normalisiert in der Regel kurz nachdem die Plazenta ausgestoßen wird. Bei einigen Frauen kann die Stoffwechselstörung jedoch auch nach der Geburt weiterhin bestehen. Etwa 25 bis 50 Prozent der betroffenen Mütter entwickeln innerhalb von fünf bis zehn Jahren nach der Geburt einen Typ-2-Diabetes. Experten raten daher zu einer Blutzuckerkontrolle etwa sechs Wochen nach der Geburt und anschließend einmal jährlich.1
Schwangerschaftsdiabetes vorbeugen
Obwohl es keine Garantie für die Vorbeugung gibt, kann das Risiko durch gesundheitsförderliche Lebensgewohnheiten deutlich gesenkt werden. Zu diesen zählen:
- Ein gesundes Gewicht halten: Übergewicht vor der Schwangerschaft erhöht das Risiko.
- Möglichst naturbelassene und wenig verarbeitete Lebensmittel essen: Es sollte sich auf Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und Eiweiß fokussiert werden.
- Regelmäßig moderaten Sport treiben: Vor und während der Schwangerschaft aktiv zu bleiben, kann das Risiko, an Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken, minimieren.4
Risikogruppen und Risikofaktoren
Bestimmte Faktoren können das Risiko für die Entwicklung erhöhen. Dazu gehören:
- Frauen über 35 Jahre haben ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftsdiabetes.
- Diabetes in der Familie erhöht das Risiko.
- Wenn sich in einer früheren Schwangerschaft ein Gestationsdiabetes entwickelt hat, ist das Risiko erhöht, erneut daran zu erkranken.
- Übergewicht oder Fettleibigkeit vor der Schwangerschaft.
- Rauchen kann das Risiko erhöhen.
- Frauen mit polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS) haben ein höheres Risiko, diese Form des Diabetes zu entwickeln.
Fazit
Schwangerschaftsdiabetes ist eine Erkrankung, die während der Schwangerschaft auftritt und durch erhöhte Blutzuckerspiegel gekennzeichnet ist. Diese Form von Diabetes entwickelt sich oft im zweiten oder dritten Trimester und entsteht, wenn eine physiologische Insulinresistenz auftritt, und der Körper nicht genügend Insulin produziert, um den erhöhten Bedarf während der Schwangerschaft zu decken. Dies kann die Gesundheit von Mutter und Kind gefährden. Die Symptome sind meist nicht eindeutig, weshalb Routineuntersuchungen wichtig sind. Die Diagnose erfolgt durch Glukosetests, und die Behandlung konzentriert sich auf Ernährung, Bewegung und gegebenenfalls Insulintherapie. Schwangerschaftsdiabetes verschwindet oft nach der Geburt, jedoch haben betroffene Frauen ein erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes später im Leben. Regelmäßige Blutzuckerkontrollen sind daher empfehlenswert. Präventive Maßnahmen umfassen gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung.
Quellen:
1 Universitäts Spital Zürich. (o. J.). “Schwangerschaftsdiabetes”. [online] Verfügbar unter: https://www.usz.ch/krankheit/schwangerschaftsdiabetes/
2 Redaktion Gesundheitsportal, Ludvik, B. (2023). “Schwangerschaftsdiabetes”. [online] Verfügbar unter: https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/stoffwechsel/diabetes/schwangerschaftsdiabetes.html#wie-entsteht-schwangerschaftsdiabetes
3 Hummel, S. (2023). “Schwangerschaftsdiabetes: Im Überblick”. DiabInfo – Das Diabetesinformationsportal. Verfügbar unter: https://www.diabinfo.de/leben/schwangerschaftsdiabetes.html
4 DAK-Gesundheit. (2024). “Schwangerschaftsdiabetes”. Verfügbar unter: https://www.dak.de/dak/gesundheit/erkrankungen/diabetes/schwangerschaftsdiabetes_11282